Fotografieren im Alpstein.

Für ein langes Wochenende ging es im Späthebst ins Appenzeller Land und in die Alpstein-Region. Auf dem Plan standen einige schöne Orte in der Schweiz, die ich bereits von Fotos kannte, aber noch nie in echt gesehen hatte. Es warteten Wanderungen zum Sonnenaufgang, einsame Stunden an Bergseen und schwankende Seilbahnen.

 

Abends an den Seealpsee.

Wenn du nur ein langes Wochenende hast, sind die Sonnenauf- und -untergänge begrenzt. Daher muss man sich immer im Vorfeld entscheiden, wann es zu welchem Spot gehen soll. Für mich stand der Besuch des Seealpsees am Abend an - die meisten kommen hier zum Sonnenaufgang hin, wenn die Berge sich in den frühen Morgenstunden durch das rote Licht der aufgehenden Sonne färben und zu glühen beginnen. Dieses Alpenglühen hat man abends nicht, dafür aber einen schönen Sonnenstern an der Kante der Berge. Wichtig zu wissen ist, dass man hier definitiv früher vor Ort sein sollte, als es der Sonnenuntergang-Timer vorhersagt: Die Sonne verschwand nämlich bereits eine Stunde früher hinter den Bergen als gedacht. Glück gehabt, so früh dort oben gewesen zu sein.

 

Apropos oben: Die Wanderung zum Seealpsee am ersten Abend habe ich vollkommen unterschätzt. Natürlich habe ich mir die Wegstrecke vorher online angeschaut und das Höhenprofil studiert. Was dort nach einem leichten Weg bergauf sah, entpuppte sich vor Ort jedoch als ein echt steiler Aufstieg! Merke: Höhenprofil ist nicht gleich Höhenprofil. Das sollte ich auch in den nächsten Tagen nochmals besser kennenlernen...

Vor Ort habe ich vor allem mit einem Weitwinkel-Objektiv und einer Tele-Brennweite gearbeitet. Einerseits, um viel Bergsee und Vordergrund vor den majestätischen Bergen zu platzieren. Andererseits, um die Bergkuppen selbst auch als Motiv sehr nah ranholen zu können. Gerade bei spektakulären Färbungen im Himmel eine lohnenswerte Idee!

 

Ein (anstrengendes) Highlight: Die Wanderung zum Fälensee.

Für die einen ist es sicherlich ein Klacks, für mich war es tatsächlich eher eine anstrengende Wanderung in der späten Nacht: Um halb fünf Uhr morgens ging es vom Parkplatz Wasserauen los - in Richtung Fälensee. Der Fälensee ist ein kleiner Bergsee mitten im Alpstein. Durch seine Form erinnert er an einen Fjord, die glasklare Spiegelung tut ihr Übriges. Zunächst einmal hieß es: eine gute Stunde steil bergauf! Und mit steil meine ich wirklich steil. Wirklich, wirklich steil! Dazu noch ein vollgepackter Rucksack - diesen Tourenbeginn hatte ich ein bisschen unterschätzt. Auch wenn ich mir das Höhenprofil im Vorhinein angeschaut hatte... Nach einer guten Stunde kam ich dann am (geschlossenen) Berggasthaus Plattenbödeli an - kurze Verschnaufpause und weiter ging es. Nämlich durch das langgezogene Hochplateau, immer weiter tief in den Alpstein hinein.

 

Und natürlich weiterhin bergauf. Die Wanderung zum Fälensee zieht sich. Der Weg und die Steigung wollen einfach nicht ändern. Aber irgendwann (ich ca. nach etwas mehr als zwei Stunden, laut Wegweisern insgesamt nach ca. 2,5 Stunden) ist der Fälensee und das Berggasthaus Bollenwees erreicht. Von dort führt ein kleiner Trampelpfand hinter dem Gasthaus nochmals an einer Steilklippe hinauf. Von dort hat man die schönste Sicht auf den Fälensee - mit freiem Blick auf einen riesigen "Spiegel". Um kurz nach sieben am Morgen ging dann die Sonne auf und tauchte die Bergspitzen am Horizont in ein zartes Licht. Eines meiner absoluten Highlights dieser Fototour!

 

Auf dem Hohen Kasten.

Zum Hohen Kasten, einer der bekanntesten und touristischsten Bergspitzen der Region, führen entweder Wanderwege - oder die Fahrt mit der Seilbahn. So oder so: Die Aussicht vom Hohen Kasten ist grandios! Hier sollte man unbedingt so viel Equipment wie möglich dabei haben. Ich habe sowohl mit 20mm als auch mit 200mm fotografiert - theoretisch würde sogar noch mehr gehen, je nachdem was einem so vors Auge springt. Eines der Highlights ist sicherlich der Blick Richtung Sämtisersee, der von Bergketten umrahmt wird. Dort läuft man übrigens auf der Tour zum Fälensee vorbei. Die Strecke kann man auf den Fotos unten gut nachvollziehen: Erst zum Fälensee hinauf, dann das Plateau ganz nach hinten und noch weiter hinter die ersten Bergketten!

 

Tolle Motive findet man vom Hohen Kasten aber auch mit einer langen Brennweite. Beispielsweise den gegenüberliegenden Säntis oder die Saxer Lücke. Ich hatte am Spätnachmittag viel Glück mit dem Licht: Hinter dichten und dunklen Wolken blitzte die Sonne nochmal durch und sorgte für einen bedrohlichen Himmel über dem Säntis und für eine feine Lichtstimmung über der Saxer Lücke. Währenddessen zog der Nebel im Appenzeller Land tief unter mir durch die Täler - ebenfalls ein klasse Motiv, das man im Herbst sehr oft in der Region antreffen wird.

 

Ein Besuch beim Aescher.

Am letzten Morgen ging es für mich mit der ersten Seilbahn um acht Uhr auf die Ebenalp. Von dort läuft man nur wenige Meter und Minuten wieder bergab - und steht an der Felswand vor dem Gasthaus Aescher. Genau drei Minuten, nachdem ich Position eingenommen hatte, blitzt die Sonne seitlich zwischen den Bergen hindurch und tauchte das spektakuläre Gasthaus ins erste Licht des Tages! Erneut ein absoluter Glücksfall - normalerweise wäre ich eigentlich lieber deutlich früher hier oben gewesen. Doch beim dritten Mal habe ich aus den Höhenprofilen gelernt und sie besser eingeschätzt. Natürlich führt auch ein (wieder mal sehr steiler) Anstieg auf den Aescher, der gerade aber rückzus über den Seealpsee eine spannende Tour bietet.

 

Nur ein Katzensprung vom Aescher entfernt befindet sich das Wildkirchli mitsamt prähistorischen Höhlen. Beides ebenfalls unbedingt einen Besuch wert - und jeweils tolles Fotomotiv!

 

Insgesamt ist also ein langes Wochenende im Appenzeller Land und der angrenzenden Alpstein-Region definitiv lohnenswert. Es gibt noch einige weitere wunderschöne Bergseen, Aussichtspunkte auf Berggipfeln, Wasserfälle und andere spannende Motive. Gerade im Herbst - mit bunten Farben und Nebel - ist ein Besuch der Gegend reizvoll. Das bekannte Alpenglühen konnte ich jedoch in dieser Zeit nicht festhalten. Ich vermute fast, dass die Sonne aktuell zu lange benötigt, um hinter den Bergketten aufzusteigen und die Gipfel anzustrahlen. Hierfür ist ein Besuch im Frühjahr und Sommer eventuell besser.

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Fotografie spüren. | Niklas Batsch

Fotografie spüren. - das bedeutet Landschaftsfotografie mit Leidenschaft, Herz und Seele. Hier berichte ich von meinen Fotoabenteuern und freue mich auf deinen Besuch!